Eine jahrhundertelange Tradition
Eine jahrhundertelange Tradition wird beim Malmedyer Karneval während der drei tollen Tage vor Aschermittwoch jedes Jahr neu belebt.
An den vier „fetten Donnertagen“ vorher (petites haguètes) ziehen die Maskierten von Kneipe zu Kneipe und machen sich nett und freundlich lustig über die Gäste („lawer“ auf wallonisch).
Während zwei bis drei Monaten vor Karneval proben die Musikvereine die neuen Karnevalslieder, die zum Jahresthema passen müssen. Die Näherinnen sind emsig mit dem Zuschneiden der Kostüme beschäftigt und die beiden Männergesangsvereine bereiten die „Rollenspiele“ (satirisches Straßentheater) für den Montag vor.
Am Karnevalssamstag eröffnet die „Große Police“ die Festlichkeiten und der Bürgermeister übergibt dem „Trouv’lê“ sein Macht. Der große Umzug am Sonntag ist der Höhepunkt des Straßenkarnevals, denn 2000 Personen tragen die typischen Masken und Kostüme des wallonischen Karnevals. Die Zuschauer werden regelmäßig miteinbezogen.
Der „Rollentag“ am Montag ist eigentlich den Malmedyern vorbehalten, denn nur „Insider“ verstehen die lustigen Späße über die Stadtbewohner. Am „Fetten Dienstag“ geht alles mit dem Abbrennen der Haguète zu Ende.
Bei allen Veranstaltungen wird „Wallonisch“ gesprochen. Auch wenn man es nicht versteht, hindert dies niemanden daran, eifrig mit zumachen
Willkommen beim „Cwarmê d’Mâm’dî“. Ein Stimmungsbild: http://vimeo.com/20319443
Einige der traditionellen Karnevalsfiguren
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Lu Trouv’lê
Er ist der Machtinhaber der Stadt während der 4 närrischen Tage des „CWARMÊ“.
Seine Kleidung ist rot (Symbol des Feuers) und er trägt eigens zum Übergabezeremoniell einen Zylinderhut; er empfängt Samstagnachmittag bei einem offiziellen Empfang die „panûle“ (Kornschaufel der Bierbrauer) aus den Händen des Bürgermeisters. |
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Lu Grosse Police
In früherer Zeit wurden der CWARMÊ und die polizeiliche Verordnung durch den Trommler der Garde ausgerufen. Im Jahre 1920 tauchte zum ersten Mal die Karikatur auf, die im Volksmund „GROSSE POLICE“ (dicke Polizei) genannt wird; die Festlichkeiten wurden mit einer Glocke – „le clabot“ – angekündigt; die Glocke diente bis in die 50er Jahre hinein dem öffentlichen Ausrufer. |
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Lu Djoup’sène
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Lu Haguète
Es gibt keine urkundlichen Belege, die die Existenz der „Haguète“ vor der Mitte des 19. Jahrhunderts bestätigen, die Legenden erzählen aber schon viel früher von dieser mysteriösen Figur.
Das Kostüm der „Haguète“ ist aus Samt mit Satin- und Goldborten geschmückt, Fransen hängen an Maske, Ärmeln und Hose, große bunte Straußenfedern schmücken den Hut usw.
Die „Haguète“ ist mit einer „hape-tchâr“ (Fleischzange) bewaffnet. Damit wird der Zuschauer am Fußknöchel gepackt und gezwungen, sich hinzuknien; er muss um Verzeihung bitten, und das natürlich in wallonischer Sprache: „Pardon, Haguète,à l’cawe du ramon, dju nu l’f’rès jamês plus !“ (Gnade, Haguète, ich schwöre beim Besenstiel, dass ich es nie wieder tue!). |
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Lu Vèheû
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Lu Sotê
Die „Sotê“ sind legendäre Zwerge, die einst in den Grotten von Bévercé nahe Malmedy hausten. Als Gegenleistung für einige Lebensmittel leisteten die Zwerge vielerlei Dienste bei der Bevölkerung. Der „Sotê“ wandert während der närrischen Tage durch die Straßen und neckt die Zuschauer mit seinen langen Armen. Diese uralte Figur wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt. |
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Lu Sâvadje-Cayèt – Lu Sâvadje
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Lu Hârlikin
Der Harlequin aus der italienischen „Commedia dell’Arte“ ist seit den 50er Jahren des 18. Jahrhunderts zusammen mit Pierrot, Paillasse und Colombine im Cwarmê eingegliedert. |
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Lu Pièrot
Le « Pièrot » du Cwarmê malmédien est toujours vêtu d’un pilou blanc garni de gros boutons noirs ; il porte un chapeau pointu orné au devant de boutons identiques.
Il distribue des oranges et des noix. |
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Lu Long-Né
Die „Langnasen“ sind umtriebige Jeckengruppen, die die Straßen der Stadt unsicher machen. Sie gesellen sich zu sechst oder zu siebt zusammen, laufen im Gänsemarsch und suchen sich ein Opfer, das sie so lange in allem imitieren, bis der arme Genervte ihnen eine Runde zahlt.
Die „Langnasen“ tragen eine Müllermütze, eine Maske mit sehr langer Nase, einen blauen Kittel mit rotem Halstuch und eine weiße Hose. Am Mundwinkel hängt eine Pfeife aus Ton. Sie sind hinter dieser Maske absolut unkenntlich. |
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Lu Longuès-Brèsses
Die „Langarme“ sind zum ersten Mal im Jahr 1883 im Karneval aufgetaucht. Die Figur stellt einen Clown mit winzigem Zylinderhut dar, der mit einer Pfauenfeder geschmückt ist. In den überlangen Ärmeln seines bunten Fracks verstecken sich Stecken, die am Ende zwei Hände mit weißen Handschuhen tragen.
Die „Langarme“ amüsieren sich und das Publikum, indem sie den Zuschauern mit den „Händen“ in die Frisur fahren und permanent ihre Hüte von einem Kopf auf den anderen transportieren. |
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Lu Long-Ramon
Die „langen Besen“ sind erst in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts aufgekommen.
Dieses Kostüm ähnelt den Langarmen sehr, hat aber anstelle der langen Arme einen etwa fünf Meter langen Besen, dessen Ende aus Ginsterästen besteht und mit einem schwarz-grün-gelben Band (also in den Farben der Stadt Malmedy) geschmückt ist. Dieser Riesenbesen dient ebenso dazu, den Zuschauern Hüte und Mützen zu lüpfen, wie den an den Fenstern im ersten Stock stehenden Zaungästen das Gesicht zu streicheln. |
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Lu Boldjî
Der „Boldjî“ (Bäcker) ist ganz in weiß gekleidet und mit einer steifen Bäckermütze, einem feisten Bauch und dicken Backen ausgestattet. Seine Kleidung ist mit harten Laugenbrezeln bestückt.
Seine „Waffe“ ist ein riesiger Brotschieber, mit dem er die Hinterteile der Damen betätschelt, so als seien es warme, runde Brote aus seinem Backofen. |
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Lu Cwapî
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Heringssalat
Zu jener Zeit wurde beim Karneval in Malmedy ein eigenartiger Salat gegessen, der mit Heringen, roten Beten und Kartoffeln zubereitet wurde und „Salade russe“ (Russischer Salat) genannt wird.
Dieses Gericht bietet den Vorteil, den vom „pèkèt“ (Schnaps) und vom Bier strapazierten Magen rasch wieder in Ordnung zu bringen. Die meisten Metzger der Gegend bieten russischen Salat an. Das sollte man unbedingt mal ausprobieren!